Tageslosung vom 11.11.2015
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Eile, mir beizustehen, Herr, du meine Hilfe!  Psalm 38,23

Paulus schreibt: Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich.  2.Timotheus 4,17

Liebe Leser,

Das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich den heutigen Losungstext lese ist: Ist das wirklich so? Ich kann mich tatsächlich an zahlreiche Gebete in meinem Leben erinnern, wo ich das Gefühl hatte: Da ist keiner, der mir hilft.

Nicht, dass ich nie erlebt hätte, dass Gott mir tatsächlich geholfen hätte, wenn ich gebetet habe. Aber da gibt es auch die Erlebnisse, wo ich nicht das Gefühl hatte, dass Gott mir wirklich beisteht.

Und irgendwie prägen sich die Erlebnisse, wo ich dieses Gefühl der Gottesferne hatte stärker ein als die, wo Gott geholfen hat. Ich weiß nicht, ob das bei Ihnen auch so ist. Machen Sie doch mal die Probe! Erinnern Sie sich an drei Gebete, wo Gott geholfen hat und drei, wo er nicht geholfen hat. Welche Gebete sind Ihnen in stärkerer Erinnerung? Was fällt Ihnen zuerst ein? Ich vermute, viele von Ihnen erinnern sich- wie ich- zuerst eher an die unerhörte Gebete. Ich möchte heute mit Ihnen darüber nachdenken, warum das so ist. Viele werden mit mir darin übereinstimmen, dass Gott hilft. Wir haben einen helfenden Gott. Die meisten werden sein segensreiches Eingreifen sogar schon erlebt haben. Und doch sind wir in unserem Vertrauen zu Gott oft erschüttert und durch unsere negativen Erfahrung blockiert.

In den Losungstexten und dem dazugehörigen Lehrtext erfahren wir, dass uns Paulus und David da offenbar ähnlich sind. Sie haben Gott teils dramatisch erlebt, aber dennoch hat es Momente/ Situationen in Ihrem Leben gegeben, in denen sie sich von Ihm verlassen fühlten.

Um eine bessere Vorstellung zu bekommen, wie sehr David in seinen Gefühlen hin und hergerissen war lesen ich mal den ganzen Psalm 38. Ein Psalm Davids

HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm! Denn deine Pfeile sind in mich eingedrungen, und deine Hand hat sich auf mich herabgesenkt. Keine heile Stelle ist an meinem Fleisch wegen deiner Verwünschung, nichts Heiles an meinen Gebeinen wegen meiner Verfehlung. Denn meine Sünden wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last sind sie zu schwer für mich. Es stinken, es eitern meine Wunden wegen meiner Torheit. Ich bin gekrümmt, sehr gebeugt; den ganzen Tag gehe ich trauernd einher. Denn voll Brand sind meine Lenden, und keine heile Stelle ist an meinem Fleisch. Ich bin ermattet und ganz zerschlagen, ich schreie aus dem Stöhnen meines Herzens. Herr, vor dir ist all mein Begehren, und mein Seufzen ist nicht vor dir verborgen. Mein Herz pocht, verlassen hat mich meine Kraft; und das Licht meiner Augen, auch das habe ich nicht mehr. Meine Lieben und meine Gefährten stehen fernab von meiner Plage, und meine Verwandten stehen von ferne. Die nach meinem Leben trachten, legen Schlingen; und die mein Unglück suchen, reden von Verderben und sinnen auf Betrug den ganzen Tag. Ich aber bin wie ein Tauber, höre nicht, und wie ein Stummer, der seinen Mund nicht aufmacht. Ja, ich bin wie ein Mann, der nicht hört, und in dessen Mund keine Entgegnungen sind.   Denn auf dich, HERR, harre ich; du, du wirst antworten, Herr, mein Gott. Denn ich sprach: „Daß sie sich nicht über mich freuen, beim Wanken meines Fußes großtun gegen mich.“ Denn ich bin nahe am Straucheln, und mein Schmerz steht mir ständig vor Augen. Denn ich bekenne meine Schuld; ich bin bekümmert wegen meiner Verfehlung. Meine lebendigen Feinde sind stark, und zahlreich sind, die ohne Grund mich hassen; ja, sie vergelten Gutes mit Bösem, sie feinden mich an, weil ich dem Guten nachjage. Verlaß mich nicht, HERR; mein Gott, sei nicht fern von mir! Eile zu meiner Hilfe, Herr, meine Rettung!

Er verschweigt seine Zweifel gegen Gott nicht. Er glaubt sogar, dass Gott an dem Leid, das er erleidet, einen eigenen Anteil hat. Und doch findet er über sein Gebet zurück in die Arme eines helfenden und gnädigen Gottes. Obwohl David nahezu depressiv erscheint in dem, was er äußert, gibt es etwas in ihm, was sich nicht davon abbringen lässt, an Gottes Hilfe zu glauben. Was bringt ihn dazu? Was bringt David, bei allem was ihm zugemutet wird, doch immer wieder zu glauben und um Hilfe zu bitten? Wenn Sie Zeit habe, lesen Sie einmal einige von Davids Psalmen und sehen Sie, wie oft sich diese Geschichte wiederholt. David schreit seine Not förmlich laut heraus. Geradeaus, ohne den Versuch durch fromme Redewendungen Gott wohlgefälliger zu sein. Und doch hält er am Ende immer an Gott fest. Und so macht es auch Paulus und anderen Männern und Frauen Gottes, die schwer geprüft wurden. Freilich gibt es auch Gegenbeispiele. Der Philosoph Friedrich Nietzsche ist einer von ihnen. Er kam zu ganz anderen Ansichten. Er glaubte nicht oder vielleicht nicht mehr an Gottes Hilfe.

Sein Psalm lautet: Wohin ist Gott??? Gott ist tot, Gott bleibt tot!!!

Den einen haben seine Erfahrungen, seine Beobachtungen, dahin gebracht sich von jeglicher Hoffnung auf Hilfe durch ein höheres, wohlmöglich liebendes Wesen, energisch abzuwenden. Der andere hat nicht aufgehört durch alles Verzweifeln hindurch Gott zu vertrauen. Was macht den Unterschied? Was befähigte David zu glauben wenn keine sofortige Hilfe kommt und sich uns doch scheinbar negative Erinnerungen oft stärker einprägen? Vielleicht ist die Antwort ganz einfach. KENNEN. David kannte Gott von Kindheit an. Er wusste aus langer, bewegter Zeit, wer Gott war und wie sein Wesen/ sein Charakter ist. David beschäftigte sich viel mit Gott.  Sein Leben war eng mit Gott verknüpft. Wie kaum ein anderer teilte er Freud und Leid mit ihm. David hat nicht nur vom Hörensagen von Gott gehört. Für ihn war er ein BeKANNTer. Er kannte ihn und war sein Freund. Und während dieser Zeit gemeinsam mit Gott, lernte er ihn immer besser kennen, war mehr und mehr begeistert und wuchs immer stärker in das Vertrauen zu Gott hinein. Dieses miteinander leben prägte David so sehr, dass er auch in schwierigen Zeiten den Mut nicht verlor. Er wusste, auch wenn die Situation nicht so ausfällt, wie er sich das wünschte: Gottes Charakter bleibt beständig derselbe und es lohnt sich Ihm auch im Dunkeln zu vertrauen. Nicht der Moment, das eher kurzfristige Erleben prägten seinen Glauben, sondern die Summe seiner Erfahrungen, seines jahrelangen Erlebens mit Gott. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Begegnungen mit dem lebendigen Gott über unseren Glauben und unser Vertrauen entscheiden, nicht so sehr die sofortige Hilfe, so wichtig sie auch sein kann. Die Qualität unserer Beziehung zu Gott prägt unser Denken und Handeln weit mehr.